Sonntag, 6. März 2011

Homöopathische Erstanamnese - das Anamnesegespräch

Eine homöopathische Behandlung nach den Regeln der klassischen Homöopathie unterscheidet sich von einer herkömmlichen Behandlung in erster Linie durch ihre Herangehensweise. Im Gegensatz zur Schulmedizin, in der "das Hautekzem" behandelt, etwas gegen die Entzündung verordnet oder das Fieber gesenkt wird, betrachtet man in der Homöopathie (wie auch in vielen anderen alternativen Therapien) den Menschen als Ganzes . Man geht  davon aus, dass der Organismus grundsätzlich in der Lage ist, sich selbst zu heilen. Manchmal ist es notwendig, diesen Prozess der Selbstheilung anzustoßen. Und genau das wollen Homöopathen mittels homöopathischer Arzneien tun!

Bestehen Krankheiten oder Beschwerden schon länger, ist eine sogenannte Konstitutionsbehandlung sinnvoll. Dabei wird - gemäß einer ganzheitlichen Betrachtung - ein umfassendes Bild des kranken Menschen erarbeitet. Für diese Erstanamnese nimmt sich ein Homöopath* viel Zeit.

Eine Erstanamnese für eine Behandlung nach den Regeln der klassischen Homöopathie umfasst insgesamt etwa drei Stunden. Zwei Stunden Zeit werden für die Aufnahme der Krankengeschichte/ Untersuchung benötigt. Anschließend werden die aufgenommenen Symptome ausgewertet (repertorisiert) und ein homöopathisches Einzelmittel ausgewählt.

Manchen Patientinnen erscheint ein so langes Gespräch als Hürde: "Ich habe doch nur Kopfschmerzen. Was soll ich denn zwei Stunden lang erzählen?" Darüber muss man sich keine Sorgen machen, denn die Zeit vergeht in der Regel sehr schnell!
Hier eine kurze Darstellung, wie eine Erstanamnese in meiner Naturheilpraxis für Kinder und Frauen  in etwa abläuft:

Nach Aufnahme der Personalien und Klärung eventuell vorab bestehender Fragen zur Homöopathie, wird zuerst die Hauptbeschwerde besprochen. Welche Beschwerde war ausschlaggebend eine homöopathische Behandlung zu beginnen? Diese sollte möglichst ausführlich von der Patientin geschildert werden.
Bezeichnend für eine homöopathische Anamnese ist, dass  die Patientin in diesem Teil des Gespräches nicht unterbrochen wird. Alles was sie spontan äußert ist von großer Bedeutung. Auch Kleinigkeiten können sehr wichtig sein.
Ist die Hauptbeschwerde erschöpfend dargelegt, werden weitere Beschwerden erfragt, ohne das Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken. Es werden bewusst neutrale Fragen gestellt, wie z.B.: "Was gibt es noch?", "Was bedrückt sie außerdem?" Dadurch können wichtige Aspekte des aktuellen Gesundheitszustandes der Patientin erfasst werden.
Wenn ich eine genauere Beschreibung einer Beschwerde, z.B. Kopfschmerzen benötige, werde ich auch hier eher offene Fragen stellen: "Erzählen Sie mir mehr über Ihren Kopfschmerz".
Es ist anfangs noch etwas ungewohnt für Patientinnen, die bisher noch nichts mit der Homöopathie zu tun hatten, auf derartig unkonkrete Fragen zu antworten, aber man gewöhnt sich recht schnell daran. Ich habe noch nie erlebt, dass einer Patientin nichts dazu einfällt.  Der Vorteil dieser offenen Fragen ist, dass die Patientinnen intuitiv auf den Punkt kommen und die für uns Homöopathen wesentlichen Informationen bringen.

Sind alle körperlichen Beschwerden erfasst, wird auch die emotionale und geistige Verfassung besprochen. Damit ist der sogenannte Spontanbericht abgeschlossen. Nun werden die Symptome (vor allem die der Hauptbeschwerde/ Hauptbeschwerden) durch gezielte Fragen und einer Untersuchung vervollständigt.
Das Bild wird abgerundet durch allgemeine Fragen z.B. zum Schlaf, Appetit/ Verdauung, Menstruation, Empfindlichkeiten gegenüber Kälte oder Hitze, allgemeiner Kraft und Arbeitsfähigkeit usw.
Den Abschluss der Anamnese bilden die eigenen Vorerkrankungen, sofern sie nicht bereits aufgenommen wurden, sowie deren Behandlung. Sogar durchgemachte Kinderkrankheiten sind hier von Interesse, besonders dann, wenn es einen komplizierten Verlauf gab.
Die Erkrankungen in der Familie schließlich geben Aufschluss darüber, wie die Behandlung voraussichtlich verlaufen wird und wie tiefgreifend das zu wählende homöopathische Mittel wirken muss.

Nach dem Anamnesegespräch  geht die Patientin zunächst ohne Arzneimittel nach Hause, denn jetzt erfolgt eine genaue Analyse der aufgenommenen Informationen aus  der Erstanamnese, bei der die Patientin aber nicht mehr dabei sein muss. Wie schnell ein gut und nachhaltig wirkendes Mittel gefunden werden kann, hängt von vielen Faktoren ab, auf die ich an dieser Stelle aber nicht näher eingehen kann.

Ich verordne homöopathische Einzelmittel in kleinsten Gaben als Streukügelchen (Globuli) oder Tropfen, deren Einnahme ich genau erkläre. Gegebenenfalls werden sie ergänzt durch Schüßlersalze, Bachblüten und rein pflanzliche Mittel. Je nach Art der Beschwerden richtet sich der Beobachtungszeitraum bis zum nächsten Termin in meiner Praxis. In der Regel sind das bei chronischen Erkrankungen 4 bis 6 Wochen, aber auch engmaschige Betreuung (z.B. bei Neurodermitis) kann angeraten sein.

Es ist klar, dass es in diesem Artikel nicht möglich ist, jedes Detail der Erstanamnese in aller Ausführlichkeit zu erörtern und gleichzeitig in einem überschaubaren Rahmen zu bleiben. Alle offen gebliebenen Fragen beantworte ich gern persönlich:
telefonisch: 0179 9084948 bzw. 030 42019670,
schriftlich über das Kontaktformular oder
in meiner Praxis




* Die Schreibweise in weiblicher  Form schließt  die männliche mit ein und umgekehrt.